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EC Erkrankung beim Kaninchen

Woher weiß ich, ob mein Tier EC Träger ist?

Hinter dem komplizierten Namen „E. Cuniculi“ – Enzephalitozoonose, Encephalitozoon Cuniculi – verbingt sich ein Erreger, der bei Kaninchen häufig zu einer Erkrankung im Nervenzentrum führt. Es handelt es sich um pilzartige Einzeller, die sich innerhalb von Zellen des Tieres einnisten. Zunächst vorweg – einige Studien legen dar, dass rund 80% aller Haus-Kaninchen Träger sind. Andere Studien sprechen von etwa 41-45% der Hauskaninchen in Deutschland, die von EC als Träger betroffen sind. E. Cuniculi wird bereits vor der Geburt vom Muttertier übertragen. Bis dato gesunde Kaninchen nehmen den Erreger auch oral über kontaminiertes Futter auf, da erkrankte Tiere Sporen mit dem Kot und Urin ausscheiden. Die betroffenen Kaninchen sind latent infiziert. Ein Nachweis erfolgt über die Bestimmung der Antikörper gegen den Erreger (umgangssprachlich: „Titer“ bestimmen). Dazu nimmt der Tierarzt eine Blutprobe vom Kaninchen und sendet diese Blutprobe in ein Labor ein. Zwei unterschiedliche Testverfahren können angewendet werden. Innerhalb weniger Tage liegt das Testergebnis vor. Hat das Kaninchen vor kurzer Zeit einen sogenannten EC Schub gehabt, ist der Titer auf dem Befund deutlich gegenüber dem Basiswert erhöht. Nun, ein positives Testergebnis weist jedoch nicht zwangsläufig auf eine akute Erkrankung hin. Man muss wissen, rund 50% aller Kaninchen werden aufgrund von Antikörpern positiv gestestet. Andersherum weisen Kaninchen, die sich im Mutterleib angesteckt haben, keine Antikörper auf, da die Parasiten als nicht „fremd“ erkannt werden. Grundsätzlich sollte – ohne ein Warten auf den Laborbefund – mit der EC Behandlung begonnen werden. Das Blutergebnis dient lediglich dazu, den Verdacht auf EC zu untermauern.

Auslösende Faktoren

Bestimmte Faktoren können einen EC Schub begünstigen, die man als Auslöser identifiziert hat. Zunächst sind Streßfaktoren zu nennen. Unmittelbar nach einer Vergesellschaftung treten EC-Schübe signifikant häufiger auf. Der Verlust des Partnertieres, Umzug des Geheges oder schlechte Haltungsbedingungen (Unsauberkeit im Gehege, geringes Platzangebot, schlechte Ernährung…) fördern die Wahrscheinlichkeit, einen EC Schub zu bekommen. Zentrale Stellung nimmt das Immunsystem ein – Kaninchen mit einem stabilen Immunsystem können den Erreger unter Kontrolle halten, so dass keine klinischen Symptome auftreten.

Welche Krankheitsanzeichen treten auf?

Ein EC-Schub kann sichauf ganz unterschiedliche Art und Weise äußern. Betroffene Kaninchen haben im Regelfall nur eins der folgend genannten möglichen Symptome:

  • Am Bekanntesten ist die Lähmung der Extremitäten. Das Kaninchen verliert die Kraft in den Beinen und zieht die Hinterläufe ähnlich einer Lähmung nach. Die Tiere robben häufig nur noch mit den Vorderbeinen vorwärts. Auch einseitige Lähmungserscheinungen und Lähmungen des Kopfes oder der Vorderläufe kommen vor.
  • Weiterhin tritt häufig eine Schiefhaltung des Kopfes auf. Das Kaninchen läuft dabei häufig orientierungslos im Kreis oder rollt sich auf dem Boden.
  • Zuckende Augenbewegungen sind weiterhin ein klassisches Indiz.
  • Die Kaninchen können lethargisch, unbeweglich dar sitzen und vor sich hin starren.
  • Unkontrollierte Inkontinenz tritt gelegentlich als Krankheitsbild auf.
  • Sichtbare Anzeichen können sich in einer Uveitis ergeben, einer Einblutung / Ablagerung an den Augen.
  • Die Nieren sind häufig bei langjährigen EC-Patienten angegriffen, was sich in einem Blutbild mit schlechten Nierenwerten manifestiert. Ebenso Herz, Verdauungsorgane, Lunge und die Leber können betroffen sein.
  • Auffällig häufiges Ohrenschütteln wurden als Symtom berichtet.
  • Unverhoffte und unbegründete Panikattacken können auftreten.
  • Chronische Verdauungsbeschwerden, insbesondere ständig wiederkehrende Aufgasungen, können durch E. Cuniculi bedingt sein.

Mein Kaninchen zeigt genannte Anzeichen – was soll ich tun?

Gehen Sie umgehend zu einem kaninchenerfahrenen Tierarzt. Bei einem EC Schub ist es wichtig, dass innerhalb von Stunden die genannten Medikamente verabreicht werden. Warten Sie keine Minute länger! Jede Zeiteinheit die ungenutzt verstreicht, verzögert den Heilungsprozess signifikant. Der Tierarzt wird Ihnen im Regelfall folgende Medikamentierung verschreiben:

  • 30 Tage Panacur
  • 10 Tage Batril
  • 10 Tage Vitaminkomplex (Vitamin B1, B6, B12)

Die genaue Vorordnung der Medikamente und die Dosierung bekommen sie von Ihrem Tierarzt!

Sollte der Tierarzt in seiner Diagnose nicht sicher sein und das Tier umgehend einschläfern wollen – verlassen Sie mit dem Kaninchen die Praxis und holen Sie sich von einem auf Kaninchen spezialisierten Tierarzt eine Zweitmeinung ein. Aus eigener, leidvoller Erfahrung können wir sagen, dass unerfahrene Tierärzte auch ehemalige Schützlinge von uns, wegen eines EC-Schubes, leichtfertig euthanasiert haben. Leider erfuhren wir – als ehemalige Pflegestelle – erst später davon. Dabei zeigt unsere Erfahrung, dass wir jedes Kaninchen mit einem EC Schub innerhalb weniger Wochen wieder auf alle Pfoten bringen konnten. Es Bedarf hier Geduld (durchschnittlich ca. 3 – 12 Wochen bei schneller Diagnose), viel Liebe, einer gesicherten Umgebung und der gezielten Medikamentengabe. Wenn die Medikamentengabe zeitnah auf den EC-Schub erfolgt, zeigt sich häufig eine Besserung binnen einer Woche. Behandeln Sie das Tier nach Dosierungsanweisung des Arztes und stellen Sie das Tier nach Ablauf des Behandlungsschema wieder vor. Vermeiden Sie zu häufige Fahrten zum Tierarzt „zwischendurch“, die sich als Stressoren negativ auf die Genesung auswirken können.

Was mache ich während der Behandlungszeit mit den Partnertieren?

Separieren Sie das erkrankte Tier nicht! Das erkrankte Tier benötigt nun die Liebe, Pflege und Zuneigung der Artgenossen. Sollten die Artgenossen das erkrankte Tierdagegen attakieren, ist eine Trennung zu erwägen. Damit ist jedoch in den wenigsten Fällen zu rechnen. Behandeln Sie alle Mitbewohner präventiv, denn Sie können davon ausgehen, dass alle Kontakttiere auch EC-Träger sind. Im Falle von erheblichen Koordinationsstörungen sind Schutzmaßnahmen zu ergreifen, damit sich das Kaninchen nicht an Gegenständen verletzt. Richten Sie dem Kaninchen ein sicheres und seniorengerechtes Gehege ein, welches gut gepolstert ist.

Welches Futter biete ich wie an?

Verteilen Sie die das Futter im Gehege derart, dass das Kaninchen die Nahrung ohne Anstrengungen aufnehmen kann. Bei starken motorischen Störungen empfehlen sich niedrige Näpfe und Schalen. Sollte das Wasser nicht von alleine aufgenommen werden können, hilft die Zugabe mit einer Päppelspritze. Bieten Sie frischen Tee oder stark verdünnten zuckerfreien Saft an, damit die Tiere wählen können. Die Päppelspritze mit Herbicare oder Critial Care kommt auch zum Einsatz, wenn die Nahrungsaufnahme in den ersten Tagen nicht alleine möglich ist. Ergänzend können nach Absprache mit dem Tierarzt, Infusionen unter die Haut gegeben werden, um ein Austrocknen zu verhindern und die Nierenfunktion zu unterstützen. Der Energiebedarf des an EC erkrankten Tieres ist erhöht – Sie dürfen Leckerlie geben! Daneben empfielt sich weiterhin eine gesunde und artgerechte Ernährung mit Wiese, frischen Kräutern, Gemüse und Obst. Positiv aufgenommen werden Brennnessel (auch als Tee) und Spitzwegerich. Schafgarbe und Breitwegerich können ebenfalls, möglichst frisch, geboten werden.

Wie biete ich Wasser an?

Gerade an heißen Sommertagen ist die zusätzliche Wassergabe nötig. Bei einem schweren EC-Anfall kann der Kopf stark verdreht sein, dass die eigenständige Wasseraufnahme nicht möglich ist. Die Wasserzugabe zwei bis dreimal pro Tag ist mit einer Päppel-Spritze sinnvoll. Erfolg hatten wir mit einem Welpennapf. Die Kaninchen können trinken ohne dabei Gefahr zu laufen, im Wasser zu ertrinken.

Denken Sie an die Augen

Mit einem verdrehten Kopf scheuert im schlimmsten Fall ein Auge über den Boden. Denken Sie daran, das Auge gut zu pflegen. Bei Hornhautverletzungen wird der Tierarzt eine entsprechende Salbe verschreiben. Halten Sie das Auge ansonsten sauber und entfernen Sie Fremdkörper rechtzeitig.

Welche Hygienemaßnahmen sind zu ergreifen?

Während der Behandlungszeit sind erhöhte Hygienemaßnahmen zu ergreifen. Wechseln Sie täglich die Handtücher & Decken und kochen Sie diese in der Waschmaschine aus. Alternativ kann Wäschedesinferktionsmittel zur Wäsche gegeben werden.

Bleiben Folgeschäden?

Wichtig zu Wissen ist, dass jederzeit mit einem Rückfall zu rechnen ist. Halten Sie daher stets Panacur und das Vitaminkomplex im Haus vorrätig. Hoffnung gibt, dass bei all unseren an EC erkrankten Pflegetieren keine Folgeschäden geblieben sind. Sicherlich steht dies damit in Zusammenhang, dass ein Schub zeitnah erkannt und behandelt wurde. Auch wenn die Behandlung sich einige Wochen hinzieht, können Sie von einer deutlichen Verbesserung der Situation ausgehen. Sollte die EC Erkrankung nicht sofort erkannt werden und der Kopf schief bleiben, bedenken Sie immer, dass das Kaninchen noch viel Lebensfreue verspürt. Versuchen Sie nicht das Köpfchen gerade zu drehen. Die Nervenstrukturen sind und bleiben zerstört. Falsches Mitleid ist hier unangebracht. Das Tier ist alleinig aufgrund eines akuten EC-Schubs nicht einzuschläfern! Die Behinderung stört nicht die Lebensqualität des Tieres – es wird sich schnell an die Kopfstellung gewöhnen und mit seinen Artgenossen spielen, wie zuvor.

Wie hole ich mir weiteren Rat von anderen Betroffenen?

In den meisten Kaninchenschutzvereinen gibt es einen EC Spezialisten, der eine eingehende Beratung durchführen kann. Darüber hinaus gibt es eine Facebook-Gruppe zum Thema EC, in der gute Beratungsarbeit geleistet wird.