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Der Verwoehnwochenende.de Blog

Urlaub auf Usedom – Inseltraum oder Inselflop?

Kategorien: Kurzurlaub: Dies & Das

„Auf Usedom würde ich nicht nochmal Urlaub machen“, schreibt die Travelbook Redakteurin im Sommer 2021. Wir haben den Artikel zum Anlass genommen, die beliebte Ferieninsel der Ostsee für unsere Gäste selbst zu testen. 

Usedom ist bekannt für wunderschöne, weiße Sandstrände und beeindruckende Bäderarchitektur. Doch, ist Usedom jeder Zielgruppe zu empfehlen? Lohnt der Urlaub auf Usedom im Sommer? Soviel vorweg, sowohl die Redakteurin als auch wir würden kein weiteres Mal Urlaub auf Deutschlands zweitgrößter Insel machen. Dafür gibt es mehrere Gründe – die natürlich alle subjektiv sind – dennoch sind die Gründe bei beiden Tests identisch. Und die negativen Eindrücke werfen aus fachtouristischer Perspektive Fragen bei der Qualität am Produkt Usedom-Urlaub auf.

Inselurlaub mit Tradition

Urlaub auf der Ostseeinsel Usedom hat Tradition. Ob Bäderglanz oder Erholung in der DDR, Usedom hatte zu jeder Zeit als Urlaubsziel an der Ostsee seine Bedeutung. Heute ist in jedem Sommer die Insel zu Ferienzeiten nahezu ausgebucht. Konkreter, ausgebucht sind die renovierten, überteuerten 1A-Lagen an den kilometerlangen Stränden und entlang der Panoramawege, die mit hübschen Villen in den Kaiserbädern gesäumt sind. Ebenso die Bernsteinbäder werben um Touristen. Ausgebucht ist es hier selten. Unrenovierte Hotels und Privat-Unterkünfte in zweiter oder dritter Reihe – gar im Hinterland, sind auch in der Hauptsaison verfügbar. Für weniger Geld findet der Urlauber im strukturschwachen ländlichen Raum sowie am Haff diverse Hotels mit original DDR-Charme, selbst an heißen Sommertagen. Nur wer bucht das?

Marode Infrastruktur

Obgleich der Länderfinanzausgleich Gelder nach Usedom gespült hat und nötige Renovierungen ermöglichte, zeigt sich überall auf der Insel Verfall. Selbst an renovierten Gebäuden nagt wieder der Zahn der Zeit. Die Straßen sind vielfach marode, teilweise geht es nur auf Feldwegen weiter. Unendliche Weiten bei Tempo 50. Wenn man die Insel erkunden möchte oder nicht in 1A Lagen wohnt, ist der Nerv-Faktor über die schlechte Infrastruktur hoch.

Unfreundliche Menschen

Einer der Hauptgründe, die in beiden Tests die Lust auf Usedom Urlaub vergehen ließ, waren die vielen unfreundlichen Menschen, denen der Urlauber täglich begegnet. Es sind keine Einzelfälle. Vielen Inselbewohnern fehlt es an Benehmen. Ob der Kellner im Restaurant, der Verkäufer beim Bäcker oder der Besitzerin der Imbissbude – unfassbar viele Menschen im Dienstleistungssektor Usedom waren pampig und machten den Eindruck, als hätten sie keine Lust auf Urlauber. „Verpisst Euch, solche Urlauber brauchen wir nicht auf Usedom“, war der Höhepunkt einer Konversation. Natürlich waren nicht alle Menschen unfreundlich, dennoch so viele, dass es bei uns, ebenso bei der Travelbook-Redakteurin einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat.

Arbeitsunlust verpaart sich mit Überheblichkeit. Glaubt Ihr nicht? Macht euch mal den Spaß und lest bei beliebigen Tripadviser-Bewertungen zu Restaurants der Kaiserbäder. Und? Wie oft habt Ihr den Satz gelesen, der Gast fühlt sich als Bittsteller? Genau, darum geht es. Im Dienstleistungssektor wird dem Urlauber auf Usedom täglich in Alltagssituationen genau dieses Gefühl vermittelt.

Völlig Überteuert

Usedom ist nicht Sylt, die Preise sind jedoch vergleichbar. Unterkünfte und Gastronomie sind überteuert, die Qualität hinkt dabei weit hinter Sylt hinterher. Treffend schreibt die Travelbook-Redakteurin, dass sie das Essen wenig begeistert hat – weder vom Angebot, noch von den Preisen. Alles in allem ist die Gastronomie auf Usedom touristisch: einfaches Essen – oft aus der Fritteuse, zu völlig überhöhten Preisen. Immer wieder begegnet dem Gast auch Touristennepp: gezielte Abzocke, Kritik unerwünscht.

Am besten bucht man auf Usedom ein Hotel mit Halbpension oder ist in einer Ferienwohnung alleiniger Selbstversorger. Wenn Geld keine Rolle spielt, ist der Gast in den Restaurant mit Gault Michelin Auszeichnung, im Kulmeck by Tom Wickboldt, im The O’ROOM oder Bernstein (allesamt in Heringsdorf) gut aufgehoben. Oder, man fährt über die Grenze nach Polen: hier sind Service und Essen deutlich besser als auf der deutschen Seite der Insel.

Verbote und Überwachung

Urlaubern wird auf Usedom mittels Schilderwald unmissverständlich gezeigt, was der Urlauber darf und was er nicht darf. „Hier kein Hundeklo!“, „Hier kein Spielplatz“, „Kluge Urlauber gehen hier nicht lang, Dummen ist es verboten“, „Hunde sind jederzeit und allerorts anzuleinen“, „Müll ist immer im Mülleimer zu entsorgen“, „Privatweg, betreten wird zur Anzeige gebracht“ und vieles mehr. Bei Missachtung nimmt der Hüter von Recht und Ordnung gerne mal den Lautsprecher zur Hilfe. Erlebt am Hundestrand, als ein Urlauber es wagte, mit dem Hunde an der Leine in die nächste Strandzone zu laufen. Leute, geht es noch? Wer im gehobenen touristischen Segment Urlaub auf Usedom bucht, für den sind diese omnipräsenten Maßreglungen ein Affrant.

Fragliche Touristische Konzepte

Sowohl mit der Brille des Stadtplaners als auch aus Blick des Tourismusökonomen begegnen auf Usedom diverse Projekte, wo sich der studierte Fachmann fragt: was soll das? Die Haff-Küste wird an Investoren verkauft, Ferienanlagen entstehen im nirgendwo, Infrastruktur Fehlanzeige. Heringsdorf erstickt am Verkehrsinfarkt, Ausweichkonzepte fehlen. Schwergewichtiger Fokus liegt auf Billigtourismus, auf Camping und Selbstversorger, mit alle den Folgeproblemen. Geringe Spezialisierungen zwischen den Bädern lassen keine Produktdifferenzierung erkennen und verzweifelte Versuche das Hinterland mit vermeintlichen Attraktionen zu beleben, lassen an der Zukunftsträchtigkeit vom Produkt Qualitätstourismus Usedom zweifeln.

Fazit

Usedom ist nicht für jeden eine Reise wert. Wer das Qualitätsprodukt Urlaub sucht, ist auf Usedom falsch. Überteuerter Touristennepp paart sich mit maroder Infrastruktur, der Gast wird zum Bittsteller. Nur eingeschränkt empfehlen wir den Urlaub auf Usedom: als Ziel für einfache und günstige Wochenendreisen, ausgerichtet auf Familien, Paare und Senioren, buchbar mit Halbpension, Therme und Massagen in der Nebensaison. Im direkten Vergleich bietet die Nachbarinsel Rügen deutlich mehr Charme und Qualität, für einen vergleichbaren Urlaubspreis.

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